Wir über uns

Die ersten "Ferienlager" in den 50ern mit Alfred Schreiber und Hilmar von Hinüber

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Christengemeinschaft in Deutschland ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte, begründeten zwei Priester kurz hintereinander die Kinderferienlager der Christengemeinschaft.

Es waren Alfred Schreiber, Priester der Christengemeinschaft in Braunschweig, der 1951 das erste  Kinderferienlager  in Sonneberg im Harz durchführte und Hilmar von Hinüber, Priester in Ludwigsburg, der 1952 im Schullandheim Vogelhof auf der Schwäbischen Alb die Ferienlager  ins Leben rief. Beiden ging es nicht nur darum, dass die Kinder für ein paar Sommerwochen herauskamen aus dem Nachkriegselend, der Wohnungsnot und dem Hunger, sondern auch darum, den Kindern in dieser Zeit wieder den Zugang zum Religiösen zu ermöglichen. So wurde in den Ferienfreizeiten das Religiöse gepflegt und in den Alltag einbezogen.

Gemeinsam bauten Alfred Schreiber und Hilmar von Hinüber ab 1958 die  Helferschulungskurse (Jugendleiterlehrgänge) auf, die den vielen ehrenamtlichen Helfer*innen die Grundlagen pädagogischer, praktischer und menschenkundlicher Arbeit vermittelten. Diese Helferschulungskurse bestehen bis heute fort, und jährlich werden dort rund 80 Helfer*innen und Ferienfreizeitleiter*innen für die Sommerferienfreizeiten geschult.

Alfred Schreiber schrieb 1958: "… Für viele, die jetzt als Kinder teilnehmen, ist es ihr Zukunftsideal geworden, in einigen Jahren selbst als Helfer mitwirken zu dürfen." Diesen Wunsch bringen Kinder und Jugendliche auch heute noch immer wieder zum Ausdruck: "Wenn ich alt genug bin, werde ich auch Helfer*in!"

Im Jahr 1954 wurde Hilmar von Hinüber nach Rendsburg entsandt und begründete dort die Arbeit auf dem Methorst, einer Freizeitstätte für die Jugend, die fünf Jahrzehnte lang für Tausende von Kindern und Jugendlichen zu einer Sommer-Heimat wurde. Als Alfred Schreiber im Jahr 1960 verstarb, führte Hilmar von Hinüber die Ferienlagerarbeit alleine fort.

Bald fanden im Vogelhof und auf dem Methorst jährlich mehrere Ferienfreizeiten statt: drei Methorst-Ferienfreizeiten pro Jahr mit je 120 Kindern und zwei Ferienlager auf dem Vogelhof, ebenfalls mit über 100 Teilnehmern, und andere Orte kamen dazu: Bei vielen ehemaligen Teilnehmer*innen werden die Namen Usseln, Hoisdorf, Farrach, Lüsche und Söcking neben Vogelhof und Methorst erinnerungsträchtige Bilder heraufbeschwören.

So waren die Ferienfreizeiten der Christengemeinschaft auch die ersten, die auf Grundlage der Waldorfpädagogik und auch erlebnispädagogisch arbeiteten - zu einer Zeit, als der Begriff  Erlebnispädagogik  noch gar nicht in Gebrauch war.

Der Verband der Sozialwerke der Christengemeinschaft e.V.

Auf Initiative von Hilmar von Hinüber wurde 1960 der  Verband der Sozialwerke der Christengemeinschaft e.V.  gegründet, der Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband wurde. Damit gab es einen Rechtsträger, der die notwenigen Voraussetzungen dafür schuf, dass die überregionale Ferienfreizeitarbeit auf einer guten Grundlage stand. Hilmar von Hinüber nahm neben seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer auch die Geschäfte des Verbandes selber wahr.

1970 berief Hilmar von Hinüber seinen Nachfolger Robert Steger, der 1952 als Teilnehmer im ersten  Ferienlager  auf dem Vogelhof dabei gewesen war. Im Jahr 1971 verstarb Hilmar von Hinüber. Nun war es an Robert Steger, die Ferienfreizeitarbeit im Sinne der Gründer, aber auf immer neu zu gestaltenden Bahnen fortzuführen.

Anfang der 80er Jahre kamen die  mobilen Ferienlager  für Jugendliche dazu; sie entstanden aus den Erfordernissen der Zeit, die neben den weiterhin stattfindenden stationären Ferienlagern  für viele Jugendliche eine andere Art von Feriengestaltung notwendig machten: Die Jugendlichen waren im Vergleich zu den Nachkriegsjahren bewegungsärmer geworden, die Zeitentwicklungen forderten ihren Tribut. So sollten Angebote geschaffen werden, die körperliche Bewegung förderten und forderten, aber auch geistigen Inhalten Raum boten.

Auch die  Ferienlager  für Kinder veränderten ihr Gesicht: Zu den traditionellen Freizeiten kamen Reiterferien, Skifreizeiten, Wanderferien, Kanu- und Segelfreizeiten dazu.

Robert Steger ging 2004 in den Ruhestand und wurde von Dietmar Schwarz abgelöst. Der Verband der Sozialwerke, der lange Jahre seinen Sitz in Stuttgart hatte, zog 2005 nach Hamburg um.

Begegnung und andere Abenteuer – Ferienfreizeiten heute

Wie stellen sich nun die Ferienfreizeiten heute dar, wo sich die äußeren Bedingungen seit den 50er Jahren doch sehr gewandelt haben? Wir haben den Ferienfreizeiten ein Motto vorangestellt, das neugierig machen soll auf das, was wohl dahinter stecken mag:  Begegnung und andere Abenteuer.

Die Entscheidung, "allein" in eine Ferienfreizeit zu fahren, ist für heutige Kinder wesentlich schwerer geworden. Für manche fängt das Abenteuer schon damit an, dass sie zum allerersten Mal ohne Eltern wegfahren; das nächste Abenteuer wird dann die Begegnung mit anderen Kindern bzw. Jugendlichen sein, die sich für zwei oder drei Wochen aus vielen Gegenden Deutschlands zusammenfinden. Oft gesellen sich auch Kinder aus Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Dänemark, Schweden, Norwegen und den Niederlanden dazu. Auch die Begegnung der Kinder unter "Ferienfreizeitbedingungen" ist für viele von ihnen Neuland. Mit anderen Kindern in einem Zimmer zu schlafen, alles gemeinsam zu tun, sich an Essenszeiten zu gewöhnen, zu bestimmten Zeiten schlafen zu gehen, zu singen und zu beten – all das sind Dinge, die für manches Kind heute ungewohnt sind. Für andere wiederum, die vielleicht schon zum zweiten oder dritten Mal an einer Ferienfreizeit teilnehmen, liegt das Abenteuer mehr im Wiedersehen mit Freunden aus dem vorigen Jahr und in der Möglichkeit, auf neuen Wegen oder in anderen Rollen die gewohnten Bahnen für eine gewisse Zeit zu verlassen.

Seit 1951 gibt es nun die Ferienfreizeiten der Christengemeinschaft, und sie erfreuen sich ungebrochenen Zuspruchs. Das erste  Ferienlager  auf dem Vogelhof war für 80 Kinder gedacht; angemeldet hatten sich 180 Kinder. Durch den Einsatz vieler fleißiger Hände in der provisorischen Küche und den großen, begeisterten Einsatz aller Helfer*innen konnte diese große Schar untergebracht, betreut und verköstigt werden.

Rund 400 bis 500 Kinder und Jugendliche melden sich derzeit jährlich an, und ein großer Kreis von Leiter*innen trifft sich Jahr für Jahr, um die Idee der Ferienfreizeit immer wieder neu aufzugreifen und sie lebendig umzusetzen. Über 20 Ferienfreizeitleiter*innen und rund 100 Gruppenleiter*innen leisten hier pro Jahr insgesamt 2400 Tage ehrenamtliche Arbeit.

Zu der Idee gehört es, Kindern und Jugendlichen wirkliche Begegnungen zu ermög-lichen: Begegnungen mit der Natur und den Elementen, mit den religiösen Grundlagen aus innerer Freiheit, mit den eigenen Stärken und Schwächen, mit der Geborgenheit der kleinen Gruppe und mit der Dynamik der großen Ferienfreizeitgemeinschaft. Mit diesem Erleben erfahren die Kinder und Jugendlichen eine Stärkung ihrer Persönlichkeit, mit der sie den Anforderungen ihres Lebens besser begegnen können. Und wenn auch das "Gerüst" der Ferienfreizeit ein bewährtes ist und sich als tragfähig erwiesen hat, so werden die Grundelemente doch immer wieder hinterfragt und auf die pädagogischen Erfordernisse der Zeit abgestimmt.

Heute, rund 70 Jahre nach den Anfängen in Sonneberg und auf dem Vogelhof, sind die Ferienfreizeiten mit der Ausbreitung der Gemeinden der Christengemeinschaft in allen fünf Kontinenten angekommen. Wo auch immer sie stattfinden mögen und wer auch immer sie leiten mag -  ihr Ursprung ist der Initiative der beiden "Gründerväter" zu verdanken, und die Pfarrer*innen, die sie nun weltweit in ihren Gemeinden ins Leben gerufen haben, tragen gemeinsam mit allen Helfer*innen die Ferienfreizeiten der Christengemeinschaft weiter in die Zukunft.

Fortbildungslehrgang für Tätige in der Altenpflege

1974 wurde der erste  Fortbildungslehrgang für Tätige in der Altenpflege  von Johannes Lenz, Pfarrer in der Christengemeinschaft, Prof. Dr. Volker Fintelmann, Arzt, und Robert Steger, damals Geschäftsführer des Verbandes, ins Leben gerufen. Der Beruf der Altenpfleger*innen war damals noch ganz neu (1969 gab es die erste staatliche Ausbildung in NRW), und dieses neue Berufsbild auch auf der Grundlage der anthroposophischen Menschenkunde entstehen zu lassen, war Anliegen der Initiatoren.

Auch die verschiedenen Fortbildungsstätten für Altenpflege auf anthroposophischer Grundlage, die heute existieren, wurden durch Teilnehmer*innen der Fortbildungslehrgänge mitbegründet.

Seit 1974 findet die Tagung zur Pflege-Fortbildung in jedem Jahr statt und ist inzwischen die größte Fortbildungsveranstaltung zur Pflege mit anthroposophischem Hintergrund in Deutschland.

1971–1989 Unterstützung der Christengemeinschaft in der DDR

Ab 1971 war der Verband der Sozialwerke Vermittlungs-, Beschaffungs- und Transferstelle für Finanzen, Baumaterialien, Noten, Bücher, Medikamente, Kultusgegenstände usw. für die Gemeinden in der damaligen DDR.

Die Kirchenbauten in Jena, Leipzig und Rostock wurden finanziell über den Verband abgewickelt, und die Baumaterialien und Gelder, die aus dem Westen kamen, wurden über die Schiene der  KoKo – Kommerzielle Koordinierung  (damals bekannt unter dem Namen des Ministers Schalck-Golodkowski) transferiert. Auch das  Altenheim Rudolf-Frieling-Haus  in Dresden und das  Haus auf dem Berge  in Hauteroda wurden auf diesem Wege mit Geldern und Materialien versorgt.

Viele Bücher und Kultusgegenstände aber brachte Robert Steger persönlich im Koffer über die Grenze, wenngleich dies damals - jedenfalls die Bücher betreffend - streng verboten war.

Studienreisen seit 1998

1998 initiierte Johannes Lenz zusammen mit der Kunsthistorikerin Rosemarie Valentien aus Stuttgart die ersten Studienreisen im Rahmen des Verbandes. Es waren "Pilgerreisen modernen Stils", die sie nach Israel, in die Türkei (Auf den Spuren des Apostels Paulus in Ephesus), zu den Stätten der frühen Christen in Rom sowie zu Kirchen und Klöstern in Frankreich, Prag, Wien und auch zu Zielen innerhalb Deutschlands, wie z. B. nach Nürnberg, Bamberg und in den Harz führten.

Seither und noch heute werden jährlich Kunst- und Studienreisen mit wechselnden Zielen (z. B. nach Chartres, Irland, Israel, Krakau, Madrid, Montségur, Spiekeroog ...) und von verschiedenen Reiseleiter*innen angeboten. Allen Reisen gemeinsam ist das Ziel, eine "Gemeinde auf Zeit" entstehen zu lassen.